Das Thema des Workshops mit Daniel Pentzlin: Grenzenloses Campagining – Wie können EU-weite Kampagnen erfolgreich sein? Daniel Pentzlin ist Politikwissenschaftler und Corporate Accountability Campagnier bei Friends of the Earth Europe in Brüssel und hat es mit einer starken Lobby zu tun. In Brüssel arbeiten rund 16.000 Lobbyisten und er bezeichnet es als einen Kampf zwischen David gegen Goliath.

„The bigger the audience the simpler the message.“
Des Wilson

Sein Thema scheint von großem Interesse zu sein, der Workshop-Raum 1 war bis auf den letzten Stuhl und Platz auf dem Boden besetzt. Der Workshop beginnt mit der Feststellung, dass sich politische, soziale und ökologische Interdependenzen in Europa und weltweit nicht mehr lokal lösen lassen. Es bedarf somit europaweiter und koordinierter politischer Kampagnen. Die großer Herausforderungen dabei: Es gibt keine gemeinsame europäische Öffentlichkeit. In Europa herrschen eine sprachliche und kulturelle Vielfalt, unterschiedliche Diskurse, Problem-Wahrnehmungen und politische Lösungsansätze. Seine strategische Antwort auf diese Probleme besteht darin, Organisation zu dezentralisieren, Inhalte und Tools flexibel zu gestalten, Messaging und Zielgruppen lokal zu definieren und Europa-Proposition zu hinterfragen.

Das erste Praxis-Beispiel in seinem Workshop waren die Worst Lobby Awards, eine Kampagne, die die schlimmsten Lobbyisten in Europa an den Pranger stellen sollen. Abstimmen können die Besucher der Website selbst. Bei der letzten Vergabe der Awards haben 10.000 Menschen aus der EU teilgenommen. Die „Gewinner“: RWE, Goldman Sachs und ISDA. Für die Kampagnenarbeit wurden insbesondere folgende Tools genutzt: Die Website als zentraler Bestandteil, Facebook, Twitter, Kommunikation über Blogger, youtube Videos und Aktionen vor Ort.

Das zweite Praxis-Beispiel war die Kampagne „Nachhaltige Banken“, eine Kampagne und Petition, um im Rahmen von Basel III neue Regeln für europäische Banken aufzustellen. Die Petition „We can make Banks sustainable“ will dafür sorgen, dass Nachhaltigkeitskriterien in diese neue Regeln aufgenommen werden. Sie kann unkompliziert auf der Seite www.policat.org unterzeichnet werden.

Das dritte Beispiel war die Finanz-Transaktions-Steuer, zu der es in mehreren europäischen Ländern Kampagnen und Initiativen gibt: www.makefinancework.org Insbesondere bei dieser Kampagne stellten die europäischen Initiatoren fest, dass sich der Name, Inhalte der Kampagne und Videos nicht auf andere Länder übertragen lassen.

Abschließend sprach Daniel Empfehlungen an die Teilnehmer aus: Messaging und Zielgruppen sind lokal zu definieren, da sich Unterschiede in Sprache, Tonalität, Diskussionskultur, Wahrnehmungsmuster und Präpositionen ergeben. In der Kampagnenarbeit ergibt sich daraus: Zielkonflikte hinterfragen, Relevanz schaffen, vereinfachen, Themen und Kampagnen integrieren, Inhalte und Tools flexibel gestalten. Darüber hinaus: Organisation organisiert dezentralisieren, lose vernetzte Kommunikationskanäle schaffen, unterschiedliche Geschwindigkeiten einplanen und die Übertragbarkeit von Erfolgen nicht überschätzen.